
Ein alter Hut, ein Stuhl und ein Fahrrad… Eine derart positive Resonanz auf ihr erstes Upcycling-Projekt hatten die Mitarbeiterinnen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Mittweida nicht erwartet. Wer derzeit am Vorgarten der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Gabelsbergerstraße vorübergeht, staunt nicht schlecht: Manch einer wundert sich nur über die ungewöhnliche Dekoration, ein anderer zückt amüsiert sein Handy, um ein Foto zu machen.
„Kunstvoll mit Zement überzogen wurde gebrauchten und scheinbar nutzlosen Gütern ein neues, sogar aufgewertetes Leben eingehaucht,“ berichtet Angela Pollähne, Mitarbeiterin der Krisenstation, unter deren Federführung das Projekt stand. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen und fünf jugendlichen Patienten mit unterschiedlichsten Krankheitsbildern, wie zum Beispiel Depression, Störung des Sozialverhaltens und Drogenabhängigkeit, hat sie dieses bisher einmalige Projekt durchgeführt. „Es tut gut, kreativ zu sein,“ so Pollähne, denn: „Die Erschaffung von etwas Neuem, das Finden einer neuen Lösung, das Gefühl des Gelingens – all das konnten unsere Patienten mit diesem Projekt trainieren. Die erlebte Selbstwirksamkeit gibt den jugendlichen Patienten die Motivation, sich auch in anderen Lebensbereichen aktiv einzubringen, Krisensituationen zu bewältigen und Lösungen für konkrete Alltagsprobleme zu finden.“
Auf der Krisenstation der Klinik werden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 18 Jahren zur akuten Behandlung aber auch geplanten, längerfristigen Therapie aufgenommen. Die meist komplex und häufig schon chronifiziert gestörten Jugendlichen benötigen ein intensives multiprofessionelles Therapieangebot, welches sowohl medizinische als auch psychotherapeutische und pädagogische Elemente beinhaltet. Die offen geführte Station arbeitet vordergründig nach einem verhaltenstherapeutisch und familientherapeutisch-systemisch angelegten Therapiekonzept. Zahlreiche komplementäre Therapieformen wie Beschäftigungstherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie, Mototherapie und Begleitung durch die Klinikschule bzw. Angebote der Berufsvorbereitung sind frühzeitig mit dem vordergründigen Ziel der Deeskalation angespannter Beziehungen, innerpsychischer Stabilisierung und langfristiger Nachreifung sozio-emotionaler und kognitiver Instanzen integriert.
Eine Idee für das zweite Upcycling-Projekt hat Angela Pollähne bereits im Kopf. Doch sie möchte noch nicht zuviel verraten. Fest steht jedoch: „An Weihnachten wird eine neue Dekoration in unserem Vorgarten stehen, die hoffentlich genauso viele Bewunderer finden und Kinderaugen zum Strahlen bringen wird.“