Die Schüler haben für knapp zwei Wochen das Zepter der Station 5 übernommen.

Die Schüler haben für knapp zwei Wochen das Zepter der Station 5 übernommen.

Knapp zwei Wochen lang hatte ein Schülerteam im Mittweidaer Klinikum das Zepter in der Hand. Gestern ging die Premiere des Azubiprojektes „Schüler leiten eine Station“ erfolgreich zu Ende. Eine komplette Station mit etwa 30 Patienten stand dabei unter der Verantwortung von 20 Schülern. Das gab es im Klinikum Mittweida in dieser Form noch nie. Sieben Azubis der Gesundheits- und Krankenpflege im 3. Ausbildungsjahr, sieben Azubis im 2. Ausbildungsjahr und sechs Azubis im 1. Ausbildungsjahr bildeten das Team „Schüler leiten eine Station 2020“.

Stationsschwester Anja Naumann, die die internistische und palliative Station normalerweise leitet, unterstützte die Schüler während des gesamten Projektes mit je zwei examinierten Schwestern oder Pflegern pro Dienst. „Sie sind jedoch nur für jene Tätigkeiten eingesprungen, die wir noch nicht durchführen dürfen,“ berichtet Alina Lohse (3. Lehrjahr), die im Azubiprojekt die Funktion der Stationsleitung übernommen hat. Für sie und ihre Stellvertreterin Annemarie Jentsch (3. Lehrjahr) war es zum Ende ihrer Ausbildung eine der bisher spannendsten Herausforderungen. „Damit unser Stationsalltag gut funktionieren konnte, hat jeder von uns eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen,“ erklärt Alina Lohse weiter. „Der Stationsalltag wurde komplett von uns organisiert – von der Dienstplangestaltung und Organisation bis zu den täglichen Aufgaben wie Übergabe, Pflegemaßnahmen, Umsetzung der ärztlichen Anordnungen, Visite, Dokumentation und vielem mehr.“ Ein weiterer wichtiger Bestandteil war die Zusammenarbeit mit den Patienten, Angehörigen und anderen Berufsgruppen der Klinik.

Auch die Pflegedienstleitung und das Team der Berufspraxis haben das Schülerteam bei der Vorbereitung und Durchführung unterstützt – dennoch haben sie sich während des Projektes bewusst im Hintergrund gehalten. „Normalerweise bekommen Azubis ganz konkrete einzelne Arbeitsaufgaben übertragen, aber hier mussten sie quasi alle Tätigkeiten übernehmen – weitgehend unter Aufsicht von examinierten Schwestern. Wir wollten den Auszubildenden den späteren Arbeitsalltag in seiner gesamten Vielfalt näher bringen und ihnen die Möglichkeit geben, selbstständig zu denken und zu arbeiten“, so Janet Ranga. Während des Projektes konnten die Auszubildenden ihr bisher gelerntes Wissen intensiv anwenden und ausbauen und praktische Erfahrungen sammeln, ohne den sonst üblichen Lehrcharakter,“ erklärt Praxisanleiterin Janet Ranga. Auch für sie war das Azubiprojekt eine Premiere – aber keineswegs eine Eintagsfliege. Für das kommende Jahr ist bereits eine Fortsetzung geplant. „Wir möchten unsere Schüler damit fördern und die Ausbildung im Klinikum Mittweida ein Stück weit interessanter gestalten,“ so Ranga. 2021 soll das Azubiprojekt einige Wochen früher stattfinden, „damit die Azubis im 3. Lehrjahr vor den Prüfungen noch einmal eine intensive Prüfungsvorbereitung erfahren.“

Eine positive Bilanz für das Projekt ziehen jedoch nicht nur die Lehrkräfte, sondern vor allem auch die Schüler selbst: „Wir sind alle gewachsen an den Aufgaben und haben mehr Einblick in den Alltag des Pflegeberufs erhalten“, erklärte Celina Nothhaas (2. Lehrjahr). Vor allem die Tatsache, dass die Station auch Palliativpatienten versorgt, war für die Azubis eine besondere Herausforderung. Für Alina Lohse (3. Lehrjahr) zählte der tägliche und intensive Umgang mit Palliativ-Patienten – also Menschen, die im Sterben liegen – zu den Besonderheiten des Projekts. Auf Grund dieses sehr anspruchsvollen Patientenklientels waren alle Azubis stark gefordert. „Aber dadurch konnten wir viel für uns mitnehmen.“ Auch unter den Azubis habe sich ein neues Verhältnis entwickelt: „Man lernt sich unter den Schülern besser kennen. Auch wenn es darum geht, bei den Diensten einzuspringen, zum Beispiel wenn mal jemand durch Krankheit ausfällt“, so die 19-Jährige. Lena Scheerenberger aus dem 1. Lehrjahr fand im Projekt auch eine Bestätigung für ihre Berufswahl. „Wir stehen noch am Anfang der Ausbildung, aber wissen jetzt besser, was auf uns zukommt“, sagte sie.

Und das ist nicht das einzige praxisorientierte Projekt im Mittweidaer Klinikum. „Auch mit dem Projekt „Care4Future“ sollen gemeinsam mit Schulen in der Region und weiteren Einrichtungen Schülerinnen und Schüler für den Pflegeberuf begeistert werden,“ so Janet Ranga.

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