
Oberärztin DM Ines Müller mit ihrem Team der Fußambulanz.
Wunden an den Füßen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, das gilt ganz besonders für Diabetiker. Denn bei Diabetikern kommt es durch die Schädigung peripherer Nerven zu einer Störung der Schmerzempfindung an den Füßen, sodass die Behandlung solcher Wunden oft zu spät erfolgen kann und oft in einer Amputation der betroffenen Gliedmaßenteile endet. Außerdem ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) bei Diabetikern drei- bis fünfmal häufiger als bei der übrigen Bevölkerung, was wiederum das Risiko von Amputationen erhöht.
„Das sogenannte diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine schwere und leider gar nicht mehr so seltene Folgeerkrankung des Diabetes mellitus“, berichtet Oberärztin Dipl.-Med. Ines Müller. Dabei handelt es sich um Gewebeläsionen am Fuß aufgrund von Nervenschädigung (Neuropathie), Durchblutungsstörung (Ischämie) und lokaler Infektion. Etwa 25.000 Patienten pro Jahr entwickeln ein DFS. Die Häufigkeit an Fußwunden(-ulcera) in der diabetischen Bevölkerung beträgt 2 bis 10%. Bis zu 25% aller Patienten mit Diabetes mellitus leiden im Laufe ihres Lebens an einem Fußulcus. Und 65 bis 70% aller Amputationen (von Zehe bis Oberschenkel!) werden bei Patienten mit Diabetes durchgeführt“, betont die Spezialistin.
Doch wie kann man sich vor solchen katastrophalen Folgen schützen? Natürlich gelten auch hier die allgemeinen Regeln einer gesunden Lebens- weise: gesunde Ernährung und Bewegung, damit Konditionierung von Muskulatur und Gelenken sowie Vermeidung von Übergewicht, nicht rauchen und Vermeidung von Stress. Leider treten trotzdem im Zusammenhang mit Diabetes Probleme auf, nicht nur an den Füßen. Deshalb gehören regelmäßige Besuche beim Arzt bzw. Diabetologen dazu, um eine optimale (medikamentöse) Einstellung der Diabetischen Stoffwechsellage zu gewährleisten und um eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Aber auch hier kann der Patient selbst etwas tun: Beispielsweise das regelmäßige Betrachten der Füße (auch wenn nichts wehtut!) oder Betrachten der Füße durch eine andere Person, um Druckstellen oder Wunden zu erkennen. „Ganz wichtig ist weiterhin die Pflege und Reinigung der Füße, im besten Fall durch einen Podologen (medizinische Fußpflege) sowie passendes Schuhwerk mit diabetesgeeigneter Fußbettung“, so Müller weiter. „Bei auftretenden Wunden oder Druckstellen am Fuß ist ein sofortiger Arztbesuch anzuraten.“
Oberärztin Dipl.-Med. Ines Müller behandelt in der Medizinischen Fußambulanz im Klinikum Mittweida zusammen mit ihrem Team Patienten mit Diabetes mellitus, die unter offenen Wunden im Bereich der Unterschenkel und Füße sowie arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen leiden. Die Spezialistin betont, „dass die Erkrankung frühzeitig behandelt werden muss, um ernsthafte Folgen wie die Amputation des Fußes abzuwenden.“ Es gilt, den Fuß auch unter schwierigen Bedingungen wie bei Nebenerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Gefäße oder der Nieren (oft Dialyse-Patienten), zu erhalten. „Viele unserer Patienten sind multimorbide, das heißt sie leiden neben der Diabeteserkrankung zusätzlich an weiteren Erkrankungen. Das macht die Behandlung dieser Patienten und letztlich den Erhalt des Fußes schwieriger“, sagt Ines Müller.
Bei jedem Patienten, der sich neu in der Fußambulanz vorstellt, werden eine ausführliche Anamnese erhoben, die Wundsituation analysiert und dokumentiert sowie verschiedene Untersuchungen zur Beurteilung der lokalen Blutgefäß- und Nervensituation durchgeführt. Danach richtet sich auch, ob bei dem Patienten eine weitere Gefäßdiagnostik durchgeführt werden muss. Je nach Notwendigkeit erfolgt außerdem die Versorgung mit Diabetikerschutzschuhen oder orthopädischen Maßschuhen mit diabetesadaptierter Weichbettungseinlage.
Die Fußambulanz im Klinikum Mittweida ist überregional tätig und bedient ein Patientenklientel aus dem gesamten Landkreis Mittelsachsen, Chemnitz bis hin zum oberen Erzgebirge. Etwa 230 Patienten werden hier mehrmals pro Quartal versorgt. Die Behandlungsqualität in der Mittweidaer Fußambulanz wurde im letzten Monat erneut durch die Deutsche Diabetesgesellschaft geprüft und zum wiederholten Male zertifiziert. Im Hinblick darauf, dass nur wenige Einrichtungen in Sachsen zertifiziert sind, „macht uns die erneute Auszeichnung sehr stolz“, freut sich Ines Müller. Die Rezertifizierung gilt nun wieder für zwei Jahre. Die im Hause befindliche stationäre Fußbehandlungseinrichtung ist 2019 ebenfalls von der DDG zertifiziert worden, hier steht in zwei Jahren die erste Rezertifizierung an.