

Oberärztin Dr. med. Ariane Schubert erklärt im Aufnahmegespräch den Ablauf der stationären Multimodalen Schmerztherapie.
Ob Rücken-, Schulter- oder Kopfschmerzen, Nervenschädigungen bis hin zum komplexen regionalen Schmerzsyndrom – für Betroffene bietet das neue stationäre Therapieangebot im Klinikum Mittweida möglicherweise die Aussicht, das kommende Weihnachtsfest wieder mit der Familie genießen zu können, ohne von den Schmerzen beherrscht zu werden.
Die Multimodale Schmerztherapie (=MMST) ist eine stationäre Akutbehandlung von chronischen Patienten. „Was wie ein Widerspruch klingt, ist ein ausgefeiltes Behandlungskonzept, welches den Schmerz und vor allem die Funktionalität nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig verbessern kann. Der Patient wird befähigt, seinen Alltag trotz Schmerz wieder aktiv zu gestalten und am sozialen Leben teilzunehmen“, erklärt Oberärztin Dr. med. Ariane Schubert. „Bei der MMST erarbeitet ein multiprofessionelles Ärzte-, Therapeuten- und Pflegeteam gemeinsam mit dem Patienten sein realistisches Therapieziel und erstellt einen entsprechenden Behandlungsplan. Dabei steht die Therapie insgesamt unter der Leitung eines ärztlichen Schmerztherapeuten. Obgleich jeder Patient individuelle Besonderheiten mitbringt, hat sich ein Setting mit überwiegenden Gruppentherapien bewährt. Die Patienten lernen mit- und voneinander und Aktivität fällt gemeinsam leichter und macht gemeinsam auch einfach mehr Freude als allein.“
Aktivierende Verfahren stehen bei der MMST im Vordergrund. Feste Bestandteile sind neben der ärztlichen Therapie Physiotherapie (medizinische Trai-ningstherapie, Sporttherapie, Nordic Walking), Ergotherapie und Psychotherapie. Im Rahmen der Psychotherapie werden mit den Patienten unter anderem negativ oder auch positiv verstärkende Zusammenhänge im Umgang mit sich selbst und der Umwelt, das Erkennen von Stressfaktoren und Wege zur besseren Schmerzbewältigung erarbeitet sowie vorhandene Ressourcen gestärkt. Die ärztliche Therapie konzentriert sich auf das Ordnen bestehender Medikation, medikamentöse Um- oder Neueinstellung, die Anwendung von Therapieverfahren, die nur begrenzt ambulant angeboten werden können (z. B. Capsaicin-Pflaster), und nachrangig im Einzelfall invasiver Verfahren wie Blockadetechniken mit Lokalanästhetika. Aufklärung, Information und Stärkung der Selbstkompetenz erfolgen gleichermaßen auf allen Therapieebenen.
Dr. med. Ariane Schubert ist Anästhesistin und Spezielle Schmerztherapeutin, die unter anderem auch in Akupunktur und Neuraltherapie ausgebildet ist. Sie etabliert das neue Behandlungsfeld ab November im Klinikum Mittweida. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Schmerztherapeutischen Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum am Standort Mittweida zur ambulanten Betreuung von Schmerzpatienten. Bisher bieten nur wenige Kliniken in der Region eine stationäre MMST an. Unterschiede der stationären zur ambulanten Therapie liegen unter anderem in der höheren Therapiedichte, der besseren Überwachungsmöglichkeit multimorbider Patienten und dem unmittelbarem, besonders engen Austausch innerhalb des festen interdisziplinären Behandlerteams. Die Notwendigkeit einer stationären Therapie muss dabei gegenüber den Krankenkassen begründet werden, so dass diese Option nicht ohne weiteres allen Schmerzpatienten zur Verfügung steht.
„Von chronischen Schmerzen sprechen wir, wenn diese länger als drei, eher sechs Monate anhalten. Häufig ist auch ein typischer Auslöser nicht oder nicht mehr zu erkennen“, so Dr. Schubert. Die MMST ist immer dann angezeigt, wenn eine nachweisliche Beeinträchtigung der Lebensqualität besteht oder droht und „unimodale Verfahren“ wie Medikamente oder Physiotherapie bisher nicht die gewünschte Wirkung zeigten. „Der Schmerz wird für die Patienten zum Lebensinhalt“, weiß die Fachärztin, „und nicht selten führt er zu psychischen Veränderungen bis hin zur sozialen Isolation.“ Schmerz wird von jedem Menschen subjektiv wahrgenommen und erlebt. „Deshalb ist die Berücksichtigung der psychischen Komponente innerhalb des Behandlungskonzeptes so wichtig“, betont die Spezialistin. „Für Patienten mit unklaren muskuloskelettalen Beschwerden und Patienten mit internistischen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wir zudem im Hause die Möglichkeit, die unfallchirurgisch-orthopädische bzw. die innere Fachdisziplin konsiliarisch einzubinden.“
Die Behandlung erfolgt in Gruppen mit bis zu acht Patienten pro Durchgang bei einem stationären Aufenthalt von mindestens 14 Tagen bis zu drei Wochen. Zu Beginn erfolgt ein interdisziplinäres Aufnahmeassessment, um die Gruppen bestmöglich zusammenzustellen. Die Anmeldung der Patienten kann der Haus- oder Facharzt direkt in der Klinik vornehmen.
„Wir sehen uns sehr gut vorbereitet, so dass wir im besten Fall noch vor Weihnachten mit dem ersten Durchgang starten können“, freut sich Dr. Ariane Schubert mit ihrem Team.
Kontakt und telefonische Erreichbarkeit für Anfragen zur stationären Aufnahme:
Schmerzstation:
Tel.: +49 3727 99 1541+49 3727 99 1541
Email: schmerztherapie@lmkgmbh.de