Das Team um Chefarzt Gunnar Fischer hat im vergangenen Jahr weniger neue Brustkrebspatientinnen stationär versorgt als in den Vorjahren. Dass in Corona-Zeiten weniger Krebsdiagnosen gestellt werden, ist inzwischen ein bekanntes Phänomen: Ausgefallene Mammographie-Screenings und aufgeschobene Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt sieht Gunnar Fischer als Hauptgrund für den Einbruch um fast 15 Prozent. Dennoch wurden mehr als 100 neu diagnostizierte Brustkrebsfälle gezählt und in Mittweida leitliniengerecht versorgt.

Die Frauenklinik Mittweida ist bereits seit fast 15 Jahren in Kooperation mit dem Klinikum Chemnitz als Brustkrebszentrum zertifiziert. Im November 2020 hat das Team im Rahmen der fünften Re-Zertifizierung die hohe leitlinienkonforme Behandlung und das moderne, innovative und breite Diagnostik- und Behandlungsspektrum in Mittweida trotz erschwerter Pandemie-Bedingungen wieder einmal erfolgreich unter Beweis gestellt.

Im Interview erläutert der Chefarzt einige Aspekte zum Ablauf der Zertifizierung und den Umständen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie:

Chefarzt Gunnar FischerFacharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe/ Zusatzbezeichnung Medikamentöse Tumortherapie

Chefarzt Gunnar Fischer Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe/ Zusatzbezeichnung Medikamentöse Tumortherapie

Herr Fischer, im November haben Sie das fünfte Re-Zertifzierungsaudit im Klinikum Mittweida begleitet. Ist das schon Routine für Sie?
Auch wenn seit 2006 in unserem Brustzentrum jedes Jahr ein Zertifizierungs- bzw. Überwachungsaudit stattgefunden hat, ist dieses immer wieder aufregend.
Die Leitlinien zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge entwickeln sich ständig weiter. Es gibt laufend Verbesserungsmöglichkeiten, welche wir dann sehr schnell in unsere tägliche Arbeit übernehmen.
Zum Glück verfügt unser Haus über ein seit vielen Jahren stabiles und eingespieltes Team und über ein sehr gutes Netzwerk mit vielen Kooperationspartnern.

Worauf kommt es an, den Maßstäben der Zertifizierungsgesellschaft gerecht zu werden?
Das beginnt bei der Zahl behandelter Brustkrebspatientinnen über die strukturierten Behandlungsabläufe, leitliniengerechte Behandlung bis zu Langzeit-Ergebnisqualität unserer Behandlung.

Können Sie in groben Zügen beschreiben, was alles geprüft wurde?
Behandlungszahlen, Diagnostik, Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern (wie beispielsweise der Radiologie, Mammografie-Screening, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Innere Medizin, Palliativmedizin, ambulante Onkologen…).
Auch die Zusammenarbeit mit unseren ambulant tätigen KollegInnen, Einweiserzufriedenheit, Patientinnenzufriedenheit, Operationstechniken, technische Ausstattung unserer Diagnostik und im OP, Dokumentation, Vorhandensein zertifizierter Mamma-Operateure und einer onkologischen Fachschwester sind dabei relevant, um nur einige Fakten zu nennen.

Wie erklären Sie den eingangs erwähnten Rückgang an neuen Brustkrebsfällen?
Tatsächlich haben wir 2020 im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent weniger neue Brustkrebspatientinnen behandelt. Ich glaube, das liegt an einer gewissen Verunsicherung und Ängsten, welche im Zusammenhang mit der Covid19-Situation zu sehen sind.
Auch das Mammografie-Screening musste für einige Wochen pausieren, ebenfalls auf Grund von Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie.
Auf jeden Fall gilt es, Patientinnen zu sensibilisieren, bei neu aufgetretenen Auffälligkeiten in der Brustdrüse, diese zunächst trotz Corona-Pandemie bei ihren FrauenärztInnen abklären zu lassen.
Eine Verzögerung der Behandlung von wenigen Wochen stellt zwar wirklich kein Problem dar, aber eine verspätete Behandlung nach Monaten kann sich durchaus ungünstig auf den weiteren Verlauf der Krankheit auswirken.
Natürlich verstehen wir die, teils auch durchaus berechtigten, Ängste aktuell ein Krankenhaus aufzusuchen, aber es gilt immer Risiken einer eventuellen Gefährdung durch eine Corona-Infektion gegen eine zu lange Verzögerung des Behandlungsbeginns abzuwägen.
Selbstverständlich werden alle Patientinnen vor Aufnahme in unsere Einrichtung, sowie unsere MitarbeiterInnen regelmäßig auch auf eine akute Corona-Infektion getestet, aber einen 100% igen Schutz kann es leider nicht geben.

Im Vorjahr hatte das Brustzentrum Mittweida 100 Prozent Patientinnenzufriedenheit. Ein Ergebnis, das stolz macht! Was meinen Sie, warum fühlen sich die Frauen hier so gut aufgehoben?
In erster Linie ist das sicher darauf zurückzuführen, dass es uns gelingt, den Patientinnen das Gefühl einer gewissen Geborgenheit zu vermitteln, ihre Ängste ernst zu nehmen und einen strukturierten Diagnostik- und Behandlungsplan gemeinsam mit den Patientinnen zu erarbeiten.
Sehr wichtig ist auch, dass wir auf ein festes, erfahrenes Team mit stabilen Ansprechpartnern zurückgreifen können.

Wir pflegen eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den FrauenärztInnen der Region und sind natürlich auch „rund um die Uhr“ über unsere „Hotline“ 03727/99-1109 für Kooperationspartner, Niedergelassene und Patientinnen erreichbar.

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