Am 16.10.2021 begehen wir einen Meilenstein in der Medizingeschichte. Genau vor 175 Jahren wurde durch den Arzt William Thomas Green Morton in Boston/USA die weltweit erste Narkose durchgeführt und mit den Worten „Gentleman, this is no humbug“ kommentiert. Er gab damit den Startschuss für die moderne Anästhesie. Drei Monate später folgte die erste dokumentierte Narkose in Deutschland, übrigens in Leipzig im Jakobsspital, einem Vorläufer der heutigen Universitätsklinik. Damit wurde die moderne operative Medizin überhaupt erst möglich. Heute sorgen Anästhesisten in der operativen Medizin, in der Intensivmedizin, in der Notfallmedizin, der Schmerztherapie und der Palliativmedizin dafür, dass die Krankenhäuser „funktionieren“.

Dieses historische Datum möchte PD Dr. med. Wolfgang Heinke, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Mittweida zum Anlass nehmen, um die Leistung seines Faches allgemein und die Leistung des Klinikums im Speziellen zu würdigen:

„Seit 175 Jahren hat sich die Anästhesiologie zu einem unverzichtbaren Fach entwickelt und enorme Fortschritte, vor allem in der operativen Medizin, aber auch in der Medizin insgesamt, ermöglicht. Jüngster Beweis der Leistungsfähigkeit des Fachgebiets der Anästhesiologie ist die Coronapandemie, in der die Anästhesie durch ihr Wissen, ihre Technik sowie ihre Ärzte/-innen und Pflegekräfte in großem Umfang dazu beigetragen hat, dass tausende Covid-19-Patienten/-innen auf den Intensivstationen gerettet werden konnten.

Wir Mittweidaer Anästhesistinnen und Anästhesisten wollen aus Anlass des 175-jährigen Jubiläums der ersten Narkose an dieses Ereignis erinnern und unsere Arbeit vorstellen. Wir sind stolz auf die Leistungen der 13 Ärzte/-innen sowie der 36 Anästhesie- und Intensivschwestern und -Pfleger in unserem Haus.  Für größere und kleinere Operationen werden hier pro Jahr rund 4450 Patienten/-innen in Narkose versetzt. Durch die Corona-Pandemie waren es 2020 etwa 400 weniger.

Die Herausforderung in der Behandlung der Patienten/-innen in der Prämedika-tionssprechstunde, im OP-Saal und im Aufwachraum ist nicht nur die Zahl der Patienten/-innen, sondern unsere Patienten/-innen werden immer älter, viele auch adipöser und damit anspruchsvoller, zeitaufwendiger.

Trotz des Unbehagens vieler Menschen im Zusammenhang mit einer Narkose und einer Operation gilt die Anästhesie heutzutage als eines der sichersten medizinischen Fächer. Patienten/-innen sterben heute nicht mehr durch oder an den Folgen einer Narkose. Eine gründliche Vorbereitung, das Arbeiten nach bewährten Empfehlungen und Konzepten, die lückenlose Überwachung und Teams aus erfahrenen Ärztinnen und Ärzten sowie Schwestern und Pflegern tragen zu diesem Erfolg bei.

Anästhesiologie bedeutet heute aber längst nicht nur Narkose. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich innerhalb der Anästhesie vier weitere Fachbereiche entwickelt: Die Intensivmedizin, die Notfallmedizin, die Schmerztherapie und die Palliativmedizin. All diese Gebiete sind darauf zurückzuführen, dass sich Anästhesisten/-innen besonders gut mit Beatmung, Schmerztherapie, Narkose und der Stabilisierung lebenswichtiger Funktionen des Körpers auskennen.

Auf der Intensivstation des Krankenhauses Mittweida werden pro Jahr ca. 600 Patienten/-innen versorgt. Davon müssen etwa 20 Prozent beatmet werden.  Während der Corona-Pandemie war diese Abteilung mit der Behandlung von mehr als 80 schweren Verläufen an COVID-19 erkrankter Patienten/-innen besonders beansprucht. Eine Zeit, die wir gemeinsam gut bewältigt haben und die uns auch Erfahrungen gebracht hat, die den/die einen/eine oder anderen/andere Mitarbeiter/-in noch lange beschäftigen werden.

Wir werden nicht nachlassen, uns auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im Sinne unserer Patienten/-innen weiterzuentwickeln.

Als Chefarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin möchte ich den 175. Jahrestag der weltweit ersten Narkose zum Anlass nehmen, allen Kolleginnen und Kollegen der Abteilung ganz herzlich für Ihre tägliche aufopferungsvolle Arbeit zu danken.“ PD Dr. med. Wolfgang Heinke

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